Save the Date: Supermond und Blutmond, 28. September 2015
Warum der Erdtrabant rot leuchten wird? Sonnenlicht wird durch die Erdatmosphäre gestreut; da
langwelliges (rotes) Licht weniger gestreut wird als blaues, erscheint der Trabant rötlich. Wie rot er letztendlich scheint ist übrigens abhängig von der Luftverschmutzung. Je mehr
Staubpartikel und Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre, desto stärker ist der Blutmond-Effekt. Hm. Wir freuen uns dennoch!
Falls ihr diesen besonderen Moment mit eurer
Kamera festhalten möchtet, aber nicht wisst wie, dann findet ihr im weiteren Verlauf des Blogeintrages noch ein paar Tipps.
Die Daten:
Montagmorgen, 28. September 2015
Ein kleines, aber feines Video der NASA zur visuellen Verdeutlichung des Spektakels (Englisch):
(quelle: nasa, youtube) übrigens: für uns wird die nächste totale mondfinsternis am 27. 07. 2018 sichtbar sein, die nächste superblutmond kombination allerdings erst wieder im jahr 2033.
Nun zu den Mondfotografie Tipps, oder auch: how to shoot the moon ;)
Kennt ihr das?
Diejenigen von euch, die schon einmal versucht haben Mondfotos zu schießen, kennen vielleicht folgendes Problem: Auf dem Foto sieht der Nachthimmel toll aus, die Wolken gut erkennbar, aber der Mond: ein weißer, überstrahlter Fleck am Himmel. Oder der Mond ist wunderbar strukturiert zu erkennen, aber keine einzige Wolke lässt sich auf dem Foto blicken.
Vorbereitungen:
Ort und Bildaufbau: Schaut euch ein paar Nächte vorher an, von welchem Standort ihr den Mond gerne fotografieren möchtest und wo ihr den besten Blick auf den Mond / den Mondaufgang haben werdet. So erspart ihr euch die Nerven und die Arbeit den ganzen Kameraaufbau durch die Wohnung, Garten oder zum nächsten Nachbarhügel zu schleppen. Ihr könnt auch mit dem Bildaufbau experimentieren, indem ihr z. B. nach interessanten Gebäuden, Bäumen, Blumen etc. sucht, die dem Bild einen gewissen Rahmen geben.
Da dieses Mondereignis in den Morgenstunden stattfindet, sucht euch einen passenden Ort Richtung Westen. Am besten mit recht freiem Blick, der Mond wird entsprechend immer näher zum Horizont wandern - es wäre ärgerlich, wenn Wald, Häuserreihen&Co, auf einmal den Mond verdecken. Hier eignen sich z. B. Kornfelder, Wiesen etc. Wenn euch die Größe des Mondes flasht: merkt euch, dass die Größe des Mondes erst in Relation zu anderen Objekten dem Betrachter bewußt wird.
Standfestigkeit: Besorgt euch ein Stativ oder baut euch alternativ einen Bücherstapel auf der Fensterbank (bei geöffneten Fenster, versaut
euch die Foto-Qualität nicht durch dreckige oder spiegelnde Fenstergläser!), oder nutzt eine Mauer etc. um eure Kamera "wackelfrei" zu bekommen. Katzenkratzbäume eignen sich übrigens ebenfalls
hervorragend! :D
Um weitere Verwackler zu vermeiden, wäre ein Funk- oder Kabelfernauslöser optimal, auch könnt ihr zusätzlich - sofern möglich- die Spiegelvorauslösung eurer
Kamera aktivieren.
Die Frage nach dem Objektiv, Tele oder Weitwinkel: Hier kommt es ganz darauf an, was für eine Szenerie ihr euch als Endergebnis
wünscht.
Soll der Mond möglichst das gesamte Bild einnehmen? Dann eigenen sich längere Brennnweite, wie z. B. Teleobjektive ab 200mm. Vorteil: der Mond ist größer, detaillierter zu erkennen.
Nachteil: durch die längere Brennweite könnt ihr nicht super lange belichten, Erddrehung und Mondwanderung erzeugen hier schneller ungewollte Spezial-Effekte, es sei denn ihr möchtet bewusst
diffuse Bewegungsleuchtspuren einfangen.
Ihr seid Panorama-Fans? Ihr möchtet also, dass der Mond nur einen Teil des Bildes ausmacht und wollt noch mehr Wald/Feld/Häuser oder andere Objekte strukturiert mit auf das Bild bringen: Dann
eigenen sich kurze Brennweiten z. B. 24mm. Vorteil: Ihr könnt auch längere Belichtungszeiten wählen, das o.g. Teleobjektiv-Problem tritt nicht so schnell auf.
Nachteil: Der Mond ist eben recht klein abgebildet.
Einstellungen:
Format: RAW. In diesem Modus geht euch keine Bildinformation verloren und die Nachbearbeitung kann noch mehr aus den Bildern zaubern.
Messung: Da der Nachthimmel sehr kontrastreich ist ("schwarzer Himmel, weißer Mond"), stellt ihr eure Kamera auf Spotmessung *. So wird zur Belichtungsmessung nur der fokussierte Punkt bzw. die Bildmitte verwendet (kamerabhängig), nicht jedoch das ganze Szenario.
*Dir sagt Spotmessung nichts? Dann schau am besten in deinem Kamerahandbuch nach oder google kurz nach deinem Kameramodell, bei vielen Herstellern lassen sich Benutzerhandbücher&Co auch online finden. Bei Canon schaut das allgemeine Symbol für der Messmethoden auf der Kamera ein bisschen aus wie ein Auge (Punkt mit Kreis). Um die Spotmessung einzustellen wird nur der Punkt in der Mitte ausgewählt.
Modus und Fokus: Wenn ihr auf der sicheren Seite sein möchtet: schaltet die ganze Automatik aus und stellt den Modus auf "M" für manuell.
Fokus: Fokussiert manuell auf den Mond scharf. Das ist mitunter manchmal etwas tricky. Am einfachsten ist es in diesem Fall, wenn du dein Objektiv auf "unendlich" einstellst. D.h. du wirst auf
deinem Objektiv eine kleine liegende Acht erkennen, das Unendlichkeitszeichen, die Lemniskate. Kurz vorher ist meistens eine kleine Markierung angebracht, auf diese stellt ihr den Scharfstellring
ein. Der Effekt: Wolken, Mond werde scharf abgebildet, der Vordergrund nicht.*
* Eine andere Methode wird euch im nächsten Abschnitt vorgestellt, zusätzlich für ganz ausgefuchste und Landschaftsfotografie-Fans:
Wenn ihr Motive im Vordergrund ebenfalls noch scharf abgelichtet haben wollt, dann stellt ihr mit Hilfe der - Achtung Zungenbrecher - hyperfokalen Distanz scharf. Äh, der was?
Die hyperfokale Distanz, ist der Punkt, den ihr fixiert um den größtmöglichen Schärfebereich (bis unendlich) zu erhalten. Der Vorteil an dieser wäre also der Effekt, dass ihr so gut wie alles
scharf abgelichtet bekommt. Um die jeweilige Hypefokale Entfernung für euch und eure Einstellungen herauszufinden ist etwas Rechenarbeit nötig (die Formel findet ihr auf der Wiki Seite). Einfacher geht es mit diesem tollen Schärfentiefen-Rechner: Kamera eingeben, max. Brennweite eures Objektives eingeben (z. B.
24mm, 50mm, 200mm), eure bevorzugte Blende eingeben (z. B. f/2.8, f/8) und schon wird berechnet, auf was für einen Punkt ihr fokussieren müsstet, um den größtmöglichen Schärfebereich zu
erhalten.
Da sich die Helligkeit des Mondes bei einer totalen Mondfinsternis stark ändert, probiert die für eure Situation passende Einstellungen aus:
- Am Anfang wird der Mond sehr hell sein. Als Ausgangswerte könnt ihr z. B. folgende Werte nehmen und diese an eure Licht-/Umgebungs-/Equipment-Situation anpassen: ISO 100, Blende f/5.6 und mehr, Belichtungszeit um die 1/250s.
-
In der Halbschattenphase wird es dunkel. Jetzt müsst ihr entweder die ISO Werte erhöhen, oder die Belichtungszeiten verlängern.
- Die Kernphase. Die Belichtungszeiten verlängern sich massiv. 1/60 Sekunden und weniger. Aber auch hier wieder der Hinweis, dass zu lange Verschlusszeiten Bewegungsunschärfe in der Mondfotografie hervorrufen können, da der Mond nicht stillsteht. Ausprobieren ist also angesagt.
Beispiel:
Ihr habt euch bis dato noch nicht an den "M"-Modus herangetraut?
..oder seid euch unsicher welche Einstellungen sich überhaupt eignen? Dann könnt ihr z. B. folgendermaßen tricksen um euch an den manuellen Modus heranzutasten:
Stellt den Kameramodus "Av" für die Verschlusszeitautomatik ein und sucht
euch eine passende Blende aus (z.b. eine kleine, offene Blende von f/2,8. Hier ist die Blende weit geöffnet, um mehr Licht einzufangen). Wenn mehrere Objekte klar auf dem Foto erkennbar sein
sollen, dann empfehle ich eine stärker geschlossene Blende, wie z.B. eine Blende von f/5.6 oder f/8. Je geschlossener die Blende, also je höher die
Blendenzahl, desto mehr Details sind auf dem Bild erkennbar.
Merke: es wird jedoch auch weniger Licht durchgelassen, d.h. Belichtungszeit und ISO passen sich entsprechend an.
Visiert nun den Mond mit dem Autofokus an (angenommen der Mond ist noch hell und euer Autofokus zoomt nicht wie wild in der Nacht herum - wenn letzteres der Fall sein sollte, dann stellt den
Fokus wie o.g. auf manuell und unendlich ein) und schaltet, nachdem die Kamera den Mond fokussiert hat, den Autofokus aus. Nun müsst ihr euch um den Fokus an sich keine Gedanken mehr machen, es
sei denn ihr kommt versehentlich an den Fokussring. Schaut nun, was die Kamera euch für eine Belichtungszeit vorschlägt.
Der Vorteil dieser Methode: euch wird eine passende Belichtungszeit sowie ein entsprechender ISO Wert vorgeschlagen. Diese könnt ihr als Ausgangswerte verwenden um weiter zu experimentieren.
Warum experimentieren? Nicht immer sind die Kameravorschläge optimal, also: anpassen!.
Danach schaltet ihr auf "M", also manuell, um und probiert welche Werte für eure Situation am besten passen. Tipp:
Kontrolliert zwischen durch die Ergebnisse.
Was nicht passt, wird passend gemacht:
Sobald ihr eine zufriedenstellende Ausgangs-Einstellung gefunden habt, nehmt ihr noch folgende Justierung vor: stellt an eurer Kamera den Modus "Reihenaufnahme" ein (die Kamera
schießt mehrere Bilder schneller hintereinander) und sucht die Belichtungskorrektur/AEB-Einstellung
eurer Kamera. Sofern ihr die Möglichkeit habt, könnt ihr hier eine Belichtungsreihe einstellen. Eine Belichtungsreihe nimmt drei Bilder mit unterschiedlichen Werten auf: einmal unterbelichtet
(die Struktur des Mondes ist gut zu erkennen), einmal normal belichtet (die allgemeine Helligkeit des Bildes ist ansprechend), einmal überbelichtet (die Wolken/Umgebung werden gut sichtbar und
erhalten Struktur, der Mond ist nur noch ein weißer Fleck).
Ihr erstellt also eine Belichtungsreihe, die später via Photoshop oder ähnlichen Programmen übereinander gelegt wird. Je nach Kamera ist dieses teilweise auch Kamera intern möglich!
Damit umgeht ihr das o.g. Problem, dass manchmal nur die Wolken toll aussehen, manchmal nur der Mond. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr so schnell verschiedene Ergebnisse erhaltet und ihr
entsprechend fix ein Gefühl dafür bekommt, welche Einstellungen eher ungünstig sind und welche passen. Rechts seht ihr noch eine visualisierte Darstellung einer Belichtungsreihe.
Hier noch eine kleine Mini-Anleitung, wie ihr die Belichtungsreihe in Photoshop bearbeitet:
Rückblick, oder wie ein Mondshooting auch ablaufen kann:
Supermond 2012, Hamm. Morgens kurz nach 4 Uhr auf zur Kissingerhöhe gefahren. Belohnt wurden wir mit: einer neblig schönen Atmosphäre, Ritual-Überbleibsel und sehr vielen Wolken. Sehr, sehr vielen Wolken. Vom Supermond keine Spur. Die Aktion wurde kurzerhand als Morgentraining gewertet. Objektive und Kameraausüstung den Hügel hochschleppen: pures Muskeltraining. Auf der Höhe auf- und abwandern, in der Hoffnung doch noch ein bisschen Supermond zu erhaschen (und der Kälte zu entkommen): pures Ausdauertraining. Es hat sich letztendlich also doch gelohnt.
#allesAnsichtsSache ^_^
Eine Belichtungsreihe "Out of the box", d.h. direkt aus der Kamera, keine Bildbearbeitung. Das End-Ergebnis könnt ihr unter dem Bild betrachten.
Das Endergebnis der obigen Belichtungsreihe:
Auch ein Beispiel wie es ablaufen kann: 2011 war der Blutmond leider nicht zu sehen, stattdessen hüpfte dieses zauberhafte Wesen vor die Kamera, auch toll! :)
Weitere Informationen:
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